Was ist Hypnose?
Am ehesten lässt sich die Hypnose als Trancezustand beschreiben. Trance kennen wir alle, es ist ein Normalzustand in dem wir mehrmals täglich ganz selbstverständlich sind. Trance entsteht bei monotonen Tätigkeiten (Fließbandarbeit) oder auch im Straßenverkehr (Autobahn-Trance). Wenn sie sich in einen Film oder ein Buch vertiefen, befinden sie sich in Trance. Wir sprechen in diesem Zusammenhang von einer spontanen Trance. Während sie täglich und üblicherweise eine solche Trance selbst einleiten und auch wieder beenden, wird bei einer Hypnose dieser Trancezustand durch den Therapeuten eingeleitet. Während wir zwar alle selbst in eine Trance gehen können, haben nicht alle Menschen die Fähigkeit, zur Hypnose. Sie hängt von der Suggestibilität des Patienten und seiner Motivation ab.

Was ist Hypnotherapie?
Hypnotherapie ist eine therapeutische Hypnose (Trance), in der durch ausgebildete Therapeuten Patienten verantwortungsvoll an Problemen oder Krankheiten arbeiten. Im Gegensatz zu manchen Vorstellungen von Patienten agiert der Therapeut nicht als „Heiler“. Der Therapeut hat lediglich die Technik und das Wissen, den Patienten oder Klienten eine Möglichkeit aufzuzeigen, wie sie selbst zu Lösungen finden. Die Lösungen kommen nicht vom Therapeuten sondern aus dem Unbewußten des Patienten oder Klienten.

Ablauf der Hypnosetherapie:
Nachdem die individuelle Problemsituation geklärt wurde, werde ich in der ersten Sitzung Fragen und mögliche Bedenken zur Hypnose und Hypnotherapie besprechen. Ich werde auf Wunsch einige Suggestibilitätstests durchführen oder biete eine erste Tranceerfahrung an. Anschließend werden wir die Erwartungen und mögliche Zielsetzung besprechen. In den folgenden Sitzungen wird je nach persönlicher Suggestibilität die therapeutische Trancefähigkeit vertieft bzw. trainiert und es wird Schritt für Schritt mit der Hypnotherapie begonnen.

Viele Patienten reagieren nach einer ersten Sitzung mit der unsicheren Frage, ob sie überhaupt in einer Hypnose waren, denn sie könnten sich an alles erinnern und hätten alles mitbekommen. Dazu ist es wichtig zu wissen, dass wir bei einer therapeutischen Hypnose keine tiefen Hypnosestadien mit Amnesie anstreben, wie es viele Patienten aus der Show-Hypnose kennen.

Anwendungsgebiete der Hypnotherapie:
Hypnose ermöglicht uns eine direkte Kommunikation mit dem Unbewussten. Wenn nur unser Unbewusstes die Ursache eines Problems kennt, kann auch nur unser Unbewusstes die Lösung kennen. Nicht der Arzt und nicht unser Verstand. Häufig kennen wir die Gründe sogar, kennen aber nicht die Lösung aus diesem Konflikt.

Nach Revenstorf besteht eine wissenschaftlich gesicherte Wirkung von Hypnose bei:

Somatische Störungen: Schmerzen (z.B. unter der Geburt, bei operativen Eingriffen, Kopfschmerz, Migräne)

Psychosomatischen Störungen: Hierzu zählen viele, meist schon seit Jahren chronisch verlaufende Erkrankungen z.B. auch Asthma, Allergien, Darmerkrankungen, Neurodermitis, Schmerzerkrankungen usw.

Psychoneurotische Störungen: Ängste, Zwänge, Depressionen, posttraumatische Störungen, Schlafstörungen, Süchte

Verhaltensstörungen: Essstörungen, Nägelkauen, Rauchen usw.

Berufliche und sportliche Leistungsverbesserung: Klärung des persönlichen Erfolgs oder Misserfolgs und deren Ursachen.

Aus der obigen Auflistung können sie ersehen, dass sich für den Patienten fast bei allen chronischen Erkrankungen und persönlichen Problemen ein Nutzen aus der Hypnotherapie erzielen lässt. In vielen Fällen wird sich eine Heilung ermöglichen lassen, in einigen Fällen eine deutliche Linderung der Beschwerden.

Ist die Hypnose für Jugendliche und Kinder geeignet?
Jugendliche und Kinder haben viele Ängste und Konflikte. Sie reagieren hierauf nicht selten mit körperlichen Beschwerden. Kinder sprechen meist sehr gut auf eine Hypnosebehandlung an. So ist zum Beispiel das nächtliche Einnässen von Kindern häufig durch Hypnose und Hypnotherapie gut therapierbar. Bei Jugendlichen kann sich eine Hypnosetherapie wiederum sehr schwierig gestalten. Die Art der Hypnotherapie wird sich zudem von der Hypnotherapie eines Erwachsenen deutlich unterscheiden. Es ist häufig sehr wichtig, die Kernfamilie, also Eltern und evtl. auch die Geschwister, in die Therapie mit einzubinden.

Die Beschwerden bei Kindern können sich auch deutlich von den Beschwerden Erwachsener unterscheiden. So leiden z.B. gegenwärtig bereits etwa 50 % der Grundschüler unter rezidivierenden Bauchschmerzen und in den meisten Fällen liegt dem keine organische Krankheit zu Grunde. Es ist ein Stress-Symptom. In der Medizin sprechen wir auch von psychosomatischen Symptomen, einfach übersetzt bedeutet dies, dass körperliche Beschwerden aufgrund von seelischen Ausnahmesituationen entstehen. Manchmal sind sogar ausschließlich seelische Konfliktsituationen die Ursache einer Erkrankung, manchmal besteht neben einer körperlichen Ursache eine seelische Mitbedingung. Warum bekommen manche Kinder Bauchschmerzen und manche Erwachsenen Magengeschwüre, andere Kopfschmerzen oder Migräne, wieder andere vielleicht Verspannungen und chronische Rückenschmerzen? Woher kommt das sogenannte „Reizdarmsyndrom“? Mit welchem Organ oder Organsystem ein Individuum mit Krankheit reagiert, kann durch eine tatsächliche organische Schwäche bedingt sein, die eigentliche Ursache der Symptomatik liegt aber in seelischen bzw. psychischen Konflikten.

Woran erkennen Eltern, ob eine seelische Ursache hinter dem Beschwerdebild ihres Kindes liegen könnte. Zunächst sollten sie einen solchen Verdacht bei ihrem behandelnden Kinderarzt offen ansprechen. Heutzutage heißt es nicht selten, es gibt keine gesunden Menschen, nur schlecht diagnostizierte Menschen. Mit anderen Worten: die moderne medizinische Technik ermöglicht eine so präzise strukturelle Diagnostik, dass man eigentlich bei jedem Menschen einen pathologischen Befund erheben kann. Interessanterweise haben viele Menschen einen ähnlichen Befund und eine ähnliche Lebensweise, sind aber völlig beschwerdefrei. Die Frage lautet also, ob ein pathologischer Befund wirklich die Ursache eines Beschwerdebildes ist oder nur ein Hinweis, warum ein Kind mit diesen Beschwerden und keinen anderen reagiert. Die eigentlichen Ursachen sind möglicherweise tiefer verborgen und in seelischen Konflikten oder Ausnahmesituationen begründet.

Ein mögliches Indiz sind zum Beispiel Erkrankungen, die trotz Therapie keine Besserung zeigen bzw. ständig wiederkehren (rezidivieren). Krankheiten, die nicht heilbar erscheinen und chronisch geworden sind. Ein weiteres Indiz wäre auch, wenn sich nach der Ausheilung einer Krankheit relativ schnell „neue Krankheiten“ ausbilden. Für viele Eltern offensichtlicher erscheint die Tatsache, dass Beschwerden nur in bestimmten Situationen auftreten z.B. in der Schule.

Häufige Indikationen in der Hypnotherapie bei Kindern und Jugendlichen sind das nächtliche Einnässen (Enuresis), chronische Beschwerden im Magen-Darm-Trakt (häufig fälschlicherweise als Allergie oder Unverträglichkeit diagnostiziert), chronische Schmerzen, Stottern, Herzbeschwerden, Hautkrankheiten usw.

Eine allgemeine Patienten-Information über die Hypnose und Hypnotherapie:
Bereits vor über hundert Jahren hatte Freud entdeckt, dass sich die Frage des Erfolgs im Leben sowie die Frage von Gesundheit und Krankheit häufig in dem Konflikt zwischen der Realität und den eigenen Wünschen entscheidet.

Was immer im Leben passiert ist und was immer die Ursache eines Problems oder die Ursache einer Erkrankung ist, das Unbewusste eines Menschen war dabei und weiß folglich, welche Zusammenhänge die Probleme haben entstehen lassen und weshalb sie nicht gelöst worden sind. Nun mag man widersprechen wollen, dass wir doch eigentlich wissen, was gut für uns selbst ist. Dabei muss man jedoch konstatieren, dass wir uns schließlich trotz dieses Wissens häufig anders verhalten. Weiß nicht jeder Raucher, dass Rauchen der Gesundheit schadet? Wissen wir nicht auch, wann wir uns schlecht ernähren? Dennoch können wir unser Fehlverhalten nicht ändern. Warum eigentlich? Ist dies ein Problem des Willens?

Dazu muss man sagen, dass unser Unbewusstes entscheidet, was uns bewusst wird. Dinge, die uns nicht bewusst werden sollen, aus welchen Gründen auch immer, werden im Verborgenen bleiben, wir können sie nicht wissen. Unser Verstand, unser Bewusstsein kann uns somit nicht helfen. Und Wille ist ein Produkt des Verstandes, ein Produkt unseres Bewusstseins. Unser Wille muss somit unterliegen, wenn unbewusste Probleme unser Verhalten oder unsere Gesundheit beeinflussen. Es ist eben nicht immer eine Willensfrage.

Warum sollte unser Unbewusstes dies tun? Warum sollten wir krank werden oder krank bleiben und uns somit selbst schaden? Und genau an diesem Punkt musste auch ich als Arzt neu lernen und Krankheit neu definieren. Krankheit ist eben nicht nur ein Problem, das ich durch Naturheilkunde oder Schulmedizin heilen kann. Krankheit lässt sich nicht immer heilen, weil Krankheit mitunter nicht das Problem sondern die Lösung eines Problems ist. Dies klingt provokant. Immer dann, wenn Krankheit die Lösung eines Problems ist, wird der Arzt die Krankheit nicht heilen können, er kann sie allenfalls lindern. Er wird es auch nicht schaffen, Fehlverhalten der Ernährung oder das Rauchen zu verhindern, denn dieser Ansatz gilt nicht nur bei Krankheiten. Warum ist z.B. ein Mensch chronisch erfolglos? Gibt es tatsächlich einen unbewussten Grund erfolglos zu sein? (Anmerkung: Den gibt es, es führt in diesem Rahmen jedoch zu weit, darauf weiter einzugehen.).

Aber wann und warum sollte Krankheit oder Fehlverhalten uns nützen? Wann profitieren wir von Krankheit und funktioniert dieses „Muster“ in uns allen? Es funktioniert in uns allen!

Ein Beispiel: jeder von uns kennt Stress. Nehmen wir zum Beispiel die Prüfungsangst. Wie reagieren wir darauf? Kopfschmerzen, Magenschmerzen, häufiges Wasserlassen, Durchfall, Bluthochdruck, Zittern u.v.m. Warum? Dies ist ein Beispiel für einen Konflikt, den wir haben. Wir wissen, wir müssen zu dieser Prüfung, aber eigentlich wollen wir uns dem Druck nicht aussetzen, z.B. aus Angst vor dem Versagen. Eine Krankheit wäre eine entschuldbare „Lösung“ aus diesem Konflikt. Dies ist nur ein Beispiel, wo Krankheit ein „Freund“ ist, eine Lösung, unter der wir zwar leiden, aber die noch immer das geringste aller Probleme darstellt, denn durch die Prüfung fallen oder ohne Entschuldigung der Prüfung fern bleiben, sind größere Probleme. Was hier sehr einleuchtend erscheint, äußert sich in fast allen chronischen Erkrankungen. Unser Unbewusstes, unsere Seele ist bei allen chronischen Erkrankungen mit im Boot, sitzt manchmal sogar allein am Steuer.

Bewußtsein, Unbewußtsein und der Wille
Im Schlaf verliert man das Bewusstsein, das uns so sicher durch den Alltag steuert. Warum sonst können wir im Traum in andere Rollen schlüpfen, andere Zeiten erleben und an anderen Orten sein und dies selbstverständlich wieder ändern. Jeder träumt sogar Dinge, die man nicht träumen will, z.B. Angstträume. Damit ist ein Traum nur deshalb möglich, weil unser Bewusstsein und unser Wille uns nicht kontrollieren. Im Schlaf hat der Wille keine Macht über das System des Individuums. Das beweist, dass der Wille ein Produkt des Bewusstseins sein muss. Aber nicht nur im Schlaf, auch im Wachzustand entscheidet das Unbewusste, was uns bewusst wird. Und auch im Wachzustand sind uns viele unserer Handlungen unbewusst, wir müssen um sie durchzuführen nicht darüber nachdenken. Das Unbewusste kann uns sogar „spontan“ Dinge machen lassen, die wir bei klarem Verstand lieber nicht getan hätten (z.B. sich für etwas oder jemanden in Gefahr bringen).

Unser Verstand wiederum kann im Wachzustand Entscheidungen treffen, die gegen das unbewusste Wohl oder Wollen des eigenen Ichs stehen. Der Mensch muss ununterbrochen mit dieser Ambivalenz leben, er ist diese Ambivalenz im Alltag gewohnt. So muss z.B. jeder Mensch eigene Bedürfnisse mit den Bedürfnissen und Zielen seiner Mitmenschen oder der Gesellschaft abgleichen. Wenn die eigenen Bedürfnisse dabei zu sehr zurückgestellt werden bzw. wenn der Mensch zu Entscheidungen kommt, die seinem eigentlichen Wohl entgegen stehen, können sich Krankheiten ausbilden.

Kleine Geschichte der Hypnose:
In Europa wurde vieles zweimal entdeckt. Zum Einen in der klassischen Antike und zum Anderen in der Renaissance oder Neuzeit. Dies gilt zum Beispiel für die Philosophie, das Theater oder die Demokratie.

Mit der Hypnose war dies nicht wesentlich anders und doch ist es auch wieder falsch, denn mit hypnotischen Verfahren arbeiteten bereits vor über 7000 Jahren die Sumerer und vor über 5000 Jahren ägyptische Priester. In allen Kulturen wurde Trance und Hypnose zur religiösen Versenkung genützt. Die Fähigkeit zur Trance ist dem Menschen offensichtlich angeboren. Erst im Rahmen des Äskulapkultes arbeiteten griechische Priester um 400 v.Chr. mit Hypnose, um einen Heilschlaf zu induzieren.

Eine zweite Geburtsstunde erfuhr die Hypnose durch den Theologen und Arzt Franz Anton Mesmer (1734-1815), der aus heutiger Sicht zwar mit Hypnose arbeitete, diese jedoch noch als einen „animalischen Magnetismus“ bezeichnete.

Der portugiesische Priester Abbé Faria (1755-1819), erkannte, dass Trance durch Konzentration erzeugt wird und erfasste als erster, dass die Fähigkeit der Hypnose somit eine Eigenschaft des Patienten und nicht des Hypnotiseurs war.

James Braid (1795-1860) entdeckte, dass der Hypnose hirnphysiologische Veränderungen zu Grunde liegen müssen. Er erkannte es als einen schlafähnlichen Zustand und gab ihm den Namen des griechischen Gottes des Schlafes: Hypnos. Hypnos ist der Zwillingsbruder des Todesgottes Thanatos, der Tod ist in der griechischen Mythologie des Schlafes Bruder. Braid war der erste Arzt, der Operationen in hypnotischer Analgesie (Schmerzfreiheit) durchführte. Dies erregte großes Aufsehen und mehrere Ärzte führten Operationen in Hypnose durch, was die Mortalität der Operation deutlich senkte. Als Jahre später Narkosemittel entdeckt wurden, geriet die Hypnose wieder in den Hintergrund.

In der Schule von Nancy wurde durch Bernheim (1840-1919) die naturalistische Sicht der Hypnose entwickelt. Hypnose und Trance wurden als natürliche menschliche Phänomene angesehen. Bernheim wies nach, dass Hypnose auf die Wirkung von Suggestion zurückgeht.

In der Pariser Schule betrachtete Charcot (1825-1893) die Hypnose als eine physiologische Variante der Hysterie und stand mit seinen Ansichten in Konkurrenz zur Schule von Nancy.

Emile Coué (1857-1926) verstand als erster die Hypnose als eine geleitete Selbsthypnose. Er postulierte, dass die Vorstellung und nicht der Wille der entscheidende Antrieb des Handelns sei.

Siegmund Freud lernte in Paris die Hypnose kennen. Er trat zunächst leidenschaftlich für die Hypnose ein und behandelte mit Hypnose. Er wandte sich im weiteren Verlauf wieder von der Hypnose ab, der er vorwarf, nur symptomatisch und „zudeckend“ zu wirken, während die von ihm entwickelte Psychoanalyse „aufdeckte“. Der Einfluss Freuds war so groß, dass für viele Jahrzehnte die Hypnose negativ bewertet wurde.

Milton Erickson (1901-1980) erkannte als erster die Selbstheilung und die Selbst-organisation der Psyche. Seine Verfahren führten zur weltweiten Renaissance der Hypnose. Im Gegensatz zur klassischen Hypnose, in der der Therapeut Veränderungen suggeriert, entwickelte Milton Erickson die indirekte Hypnose, in der mit dem Unbewussten über einen Heilungsweg verhandelt wird. Im Gegensatz zur klassischen Hypnose wird die Verantwortung vom Therapeuten an den Patienten zurückgegeben (selbstorganisierte Hypnose).