Noch um 1900 betrug die durchschnittliche Lebenserwartung für Männer 42 und für Frauen 46 Jahre. Die Lebenserwartung eines 2018 geborenen Mädchens beträgt durchschnittlich 83 Jahre, die eines Jungen durchschnittlich 78 Jahre. Würde die Lebenserwartung im 21. Jahrhundert ebenso steigen, können Jungen hypothetisch im Schnitt 130, Mädchen 140 Jahre alt werden. Laut einer kalifornischen Studie könnte der Altersrekord im Jahre 2050 bereits bei 150 Jahren liegen. Der Anteil der über 80jährigen wird im Jahre 2050 über 10 % betragen.
Die Französin Jeanne Calment wurde 122 Jahre alt und hat damit das höchste bekannte Alter eines Menschen erreicht. Auf die Frage nach dem Geheimnis ihres hohen Alters antwortete sie stets bescheiden, der liebe Gott habe sie einfach nur vergessen.

"Alle möchten lange leben aber alt werden will keiner" bemerkte der irische Satiriker Jonathan Swift schon vor fast drei Jahrhunderten. Es spiegelt wieder, worin sich wohl alle Menschen einig sind: Entscheidend sind nicht die gewonnenen Jahre sondern die körperliche und geistige Gesundheit. "Keine Kunst ist´s alt zu werden. Es ist eine Kunst, es zu ertragen", sagte Goethe. Der Wunschtraum der Menschheit lautet: Alt werden ohne zu altern.

Bis heute gibt es keine einheitliche, gänzlich unbestrittene Theorie, warum wir eigentlich altern. In einem Punkt stimmen viele der Denkansätze jedoch überein. Eine zentrale Rolle beim Altern spielen ganz ohne Zweifel Schädigungen der Zellen durch sogenannte freie Radikale. Es handelt sich hierbei hauptsächlich um instabile Sauerstoffmoleküle (= oxidativer Stress). Der beste Schutz ist eine reichliche Versorgung mit Vitamin C, E, Carotinoiden, Gluthation, Coenzym Q 10, Selen und Zink. Vor allem das Gluthation machte in letzter Zeit sehr viele Schlagzeilen, da der Mangel offensichtlich eine wesentliche Rolle im Alterungsprozess spielt. Die Einnahme von Vitaminpräparaten kann in gewissen Lebenssituationen (z.B. Stress) durchaus geboten sein. Allzu viel an Einzelwirkstoffen bringt jedoch eher ein Ungleichgewicht im Organismus. Besser ist es, sich durch vernünftige Ernährung fit zu halten.
Mit dem Sinn und Nutzen von zusätzlichen Vitaminen, Spurenelementen und anderen Vitalstoffen beschäftigt sich die sogenannte Orthomolekulare Medizin. An dieser Stelle möchte ich lediglich die Ergebnisse zweier medizinischen Studien kurz zusammenfassen:

In der ersten Studie an 12.000 Personen in Kalifornien zeigte sich, dass die regelmäßige Einnahme ausgewählter Vitamine und Spurenelemente in höheren Dosierungen die Sterblichkeit um ca. 30 % im Vergleich zur Kontrollgruppe senkte. Einfache, niedrig dosierte Multivitamintabletten zeigten hingegen kaum einen Erfolg.
Die Gesamtsterblichkeit an Krebs bei Männern sank unter der Therapie um 22 %, die Sterblichkeit an Herzerkrankungen sank um 42 %.
In der Linxian-Studie aus China sank die Sterblichkeit um 9 %, die Mortalität durch Krebs sank um 13 %. Die Häufigkeit von Grauem Star ging um 40 % zurück.

Viel wichtiger als die zusätzliche Einnahme von Vitaminen und Spurenelementen ist jedoch die Frage:
Was können wir selber tun, damit sich der Traum vom gesunden Altern erfüllen kann?
Hierzu einige Tipps:

  1. Ernährung: Schlemmer werden die Botschaft nicht gern vernehmen, aber das A und O einer jeden Lebensverlängerung ist eine mengenmäßig eher knapp bemessene Kost bei gleichzeitig reichlicher Zufuhr an Wirkstoffen (Vitamine, Spurenelemente, gesunde Fette). Genießen Sie eine gesunde Ernährung, aber machen Sie das Streben nach einer gesunden Ernährung nicht zu einem Lebensmittelpunkt. Eifern Sie auch nicht jedem Ernährungstrend hinterher, sondern genießen Sie Ihr Essen. Dies ist einer der sichersten Wege, um gesund alt zu werden. Eine gesunde Ernährung und weniger Kalorien verlängern das Leben bei Säugetieren und den Menschen um bis zu 30 %, essen Sie daher so viel wie möglich rohes Gemüse, Obst, Nüsse und Vollkornprodukte. Benutzen Sie gesunde Öle und vermeiden Sie Zucker insbesondere in Softdrinks.
    Fleischkonsum schadet unserem Klima und der Einsatz von Antibiotika in der herkömmlichen Tierzucht fördert Antibiotikaresistenzen. Menschen, die weitestgehend auf Fleisch und verarbeitete tierische Produkte (v.a. auf verarbeitete Fleischprodukte) verzichten, leben tatsächlich länger. Es gibt also viele gute Gründe, den Fleischkonsum einzuschränken.
    Beim Grillen und Erhitzen über 160° Celsius können krebserzeugende Substanzen entstehen. Braten Sie Ihre Nahrungsmittel lieber kurz an und lassen Sie diese bei Temperaturen unter 160° Celsius lieber etwas länger garen.

  2. Sport: Sie sollten versuchen, möglichst 2 bis 3mal in der Woche Sport zu treiben. Probieren Sie wieder ihre früheren Lieblingssportarten und seien Sie neugierig, neue Sportarten auszuprobieren. Ergänzen Sie ruhig verschiedene Sportarten, denn unsere Muskulatur erfüllt vier verschiedene Funktionen: die Ausdauer (z.B. Joggen, Schwimmen, Walken), Geschicklichkeit (z.B. Tanzen), Beschleunigung und Schnelligkeit (z.B. Ballwurf, Sprint) und Kraft (z.B. Gewichtheben). Durch den Wechsel verschiedener Sportarten erhält die Muskulatur viele verschiedene Herausforderungen z.B. das Intervalltraining (z.B. Joggen mit eingebauten leichten Sprints). Yoga und Tai Chi (auch Schattenboxen genannt) sind für jedes Alter ideal. Frühere Annahmen, dass Sport im höheren Alter keinen Nutzen bringt, sind aus heutiger Sicht grundlegend falsch.
    Wenn Sie jedoch (wieder) neu einsteigen, beginnen Sie langsam und steigern Sie sich allmählich. Bei Vorerkrankungen oder deutlichem Übergewicht lassen Sie sich von einem erfahrenen Trainer u/o Ihren Arzt oder einem Sportmediziner beraten.
    Nutzen wir nicht unsere Muskeln und Gelenke, verlieren wir an Kraft und Beweglichkeit.

  3. Flüssigkeitszufuhr: Hier gibt es viele Irrtümer. So wird häufig eine Trinkmenge von mindestens zwei Litern postuliert. Eine tägliche Flüssigkeitsmenge von über 1,5 l bringt jedoch abgesehen von wenigen Ausnahmen keinen Nutzen. Eine Unterschreitung von einem Liter sollten jedoch unbedingt vermieden werden.
    Über Kaffee wurde in den vergangenen Jahren viel gestritten. Dabei sind bis zu vier Tassen Filterkaffee sogar gesund (Achtung: die Studien beziehen sich nur auf Filterkaffee). Ebenfalls gesund sind schwarzer und grüner Tee. Bei Tee achte ich auf die Herkunftsländer und auf einen biologischen Anbau.
    Meiden Sie Softdrinks wegen des hohen Zuckergehaltes.
    Getränke mit Süßstoffen (z.B. in Light-Getränken) erhöhen möglicherweise das Hungergefühl und fördern dadurch Übergewicht.
    Fruchtsäfte haben einen Fruchtanteil von 100 % und enthalten nur natürliche Zucker aus der Frucht, dagegen weisen Fruchtsaftgetränke nur einen geringen Saftanteil auf, dafür aber zugesetzte Zucker und Aromastoffe. Fruchtnektar hat maximal einen Saftanteil von 50 %. Trinken Sie ruhig klares Wasser oder stellen Sie sich ein Mischgetränk aus Fruchtsaft (z.B. Apfelsaft) und Wasser selber her.
    Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist ungemein wichtig für die Durchblutung des Gehirns, für die Nieren und die Haut. Klares Wasser ist zudem eins der besten entgiftenden Mittel der Natur.

  4. Giftstoffe: Auch wenn wir noch so gesund leben: Im Laufe der Jahre sammeln sich Giftstoffe in unserem Organismus an, die vor allem im Fettgewebe eingelagert werden. Hier helfen wohltuende Entgiftungsmaßnahmen, wobei der Organismus sowohl über die Haut, den Darm und die Nieren entgiften kann. Unser zentrales Entgiftungsorgan ist jedoch die Leber, die man mit einfachen pflanzlichen Mitteln unterstützen kann. Durch die Nahrung nehmen wir durchschnittlich zwischen 40.000 und 50.000 Mikropartikel aus Plastik auf, deshalb vermeide ich Plastikflaschen und beschichtete Dosen.

  5. Schlaf und Stress: Schlafen Sie ausreichend und vermeiden Sie Stress. Pflegen Sie Freundschaften und soziale Kontakte. Suchen Sie jeden Tag aktiv nach den Dingen, Orten und Menschen, die Sie glücklich machen.

  6. geistige Fitness: Für unsere geistigen Fähigkeiten werden pflanzliche Stoffe wie Ginseng, Ginkgo als auch Lecithin angepriesen. Hier fehlen leider noch immer die großen Studien. Sicher ist jedoch, dass Sport und gesunde Ernährung sowie ausreichend Flüssigkeit für die geistige Fitness wichtig sind. Ein Mangel an B-Vitaminen kann ebenfalls neurologische und psychische Symptome verursachen.

  7. Medikamente: Manchmal sind es auch die Medikamente, die uns krank machen. Viele Mittel lassen sich möglicherweise reduzieren oder sogar ganz absetzen. Diese Entscheidung sollte jedoch immer ein Arzt treffen. Wenn Sie sich Sorgen über Nebenwirkungen machen, besprechen Sie dies unbedingt mit Ihrem Arzt, bevor Sie Medikamente selbst ohne Rücksprache absetzen.

  8. Genussmittel: Rauchen Sie nicht. Falls Sie selbst rauchen, geben Sie nicht auf. Die meisten Raucher schaffen es irgendwann und inzwischen gibt es viele Hilfsmittel, die zur Raucherentwöhnung wirklich nützlich sind.
    Trinken Sie nach Möglichkeit keinen Alkohol, ansonsten nicht mehr als eine Flasche Bier oder ein Glas Wein pro Tag.

  9. Fette: Sie sind nicht prinzipiell schädlich, im Gegenteil, es kommt jedoch sehr auf die Auswahl der richtigen Fette an. Transfette und gesättigte Fette sollten gemieden werden, ungesättigte Fettsäuren sind jedoch sehr gesund und bereichern nicht nur unsere Nahrung, sie verhindern bzw. lindern sogar einige Krankheiten. Mehr erfahren Sie unter Beratungsservice/Fette.