Was sind eigentlich Vitaminoide:
Neben den Vitaminen, die wir nicht selber in unserem Organismus bilden können und daher mit der Nahrung aufgenommen werden müssen, gibt es die Vitaminoide (= vitaminähnliche Substanzen). Dies sind Stoffe, welche der menschliche Organismus zwar prinzipiell selbst synthetisieren kann, deren Eigensynthese durch unseren Körper in bestimmten Fällen jedoch nicht ausreichend ist, so dass deren Zufuhr notwendig werden kann. Dies gilt v.a. dann, wenn eine körpereigene Synthese nur bei ausreichenden Mengen essentieller Nährstoffe besteht.

Wichtige Vitaminoide sind Carotinoide (z.B. ß-Carotin, Lutein), Carnitin (früher als Vitamin T bezeichnet), Ubichinon (Coenzym Q10), alpha-Liponsäure und PABA (Para-Aminobenzoesäure)

PABA (Para-Aminobenzoesäure) ist ein Bestandteil der Folsäure. Als Coenzym wird es benötigt, um Vitamine aufzubrechen und nutzbar zu machen. Es unterstützt die Bildung von roten Blutkörperchen, es ist von Bedeutung als Antioxidans und schützt die Haut vor Sonnenbrand und Krebs. Es spielt eine wesentliche Rolle im Erhalt der Darmflora.
Mangelerscheinungen zeigen sich durch Müdigkeit, neurologische Beschwerden wie Reizbarkeit, Nervosität und Depressionen, fleckige Haut sowie frühes Ergrauen der Haare.
Die wichtigsten Nahrungsquellen sind Vollkorngetreide, Melasse, Pilze, Spinat und Leber.

Ubichinon (Coenzym Q10):
Ubichinon spielt eine Schlüsselrolle in der Atmungskette und ist ein lebenswichtiger Bestandteil der Mitochondrien. 95% unseres Energiehaushaltes ist auf das Vorhandensein von Ubichinon angewiesen. Es hat weiterhin eine Funktion als Antioxidans im Fettgewebe und unterstützt so die Funktion von Vitamin E. Ubichinon ist ein wichtiger Radikalenfänger.

Mit zunehmenden Alter nimmt der Gewebespiegel an Ubichinon drastisch ab, was für eine Verringerung der körpereigenen Biosynthese spricht. In der folgenden Tabelle ist ersichtlich, dass der Abfall besonders im Herzmuskel deutlich nachweisbar ist:

Gehalt an Ubichinon beim Menschen in verschiedenen Organen mit zunehmenden Alter:

  20 Jahre 40 Jahre 79 Jahre
Herz: 100 % 68 % 42 %
Lunge: 100 % 100 % 52 %
Leber: 100 % 95 % 83 %
Niere: 100 % 73 % 66 %
Pankreas: 100 % 100 % 53 %

Die Hauptindikationen sind daher die Verbesserung der Herzleistung und die Reduzierung eines erhöhten Blutdrucks. Bei 60 bis 70 % aller Patienten mit einer Herzschwäche zeigte sich eine deutliche Besserung allein durch die Gabe von Ubichinon. Dabei tritt die Besserung in der Regel nach 4-8 Wochen ein.

Ubichinon kommt vor allem in kaltgepressten Keimölen (Weizen- oder Maiskeimöl) vor.
Mit der Nahrung werden ca. 10 mg täglich aufgenommen. Therapeutisch werden in den ersten 8 Wochen 30-90 mg täglich empfohlen, anschließend reichen 10 mg täglich aus. Es sind bei den angegeben Dosierungen keine Nebenwirkungen bekannt.

Eine wenig bekannte Nebenwirkung vieler Cholesterinsenker besteht darin, dass sie im gleichen Umfang auch den Ubichinonspiegel verringern. Daher ist die Gabe von Cholesterinsenkern genau abzuwägen und im Bedarfsfall ist eine zusätzliche Gabe von Ubichinon dringend anzuraten.

Carotinoide:
Carotinoide ist ein Sammelbegriff für die gelb-roten Pflanzenfarbstoffe aus Gemüse und Früchten. Zur Zeit sind etwa 700 Carotinoide bekannt.

Carotinoide sind dem Vitamin A ähnliche Verwandte. Einige (ca. 10-15) werden im Organismus in Vit. A umgewandelt. Sie bezeichnet man als Provitamin A (z.B. beta-Carotin). Weitere bekannte Carotinoide sind zum Beispiel das Lutein und das Lycopen. Lycopen ist der Farbstoff der Tomaten, der zur Zeit intensiv erforscht wird, da er eine schützende Wirkung bei Krebserkrankungen haben könnte.

Funktion:
Noch vor wenigen Jahrzehnten sprach man allein dem beta-Carotin eine biologische Bedeutung zu, da der Körper hieraus Vitamin A bilden kann. Inzwischen weiß man, dass die Carotinoide insgesamt eine wesentliche biologische Funktion in unserem Immunsystem haben:
Carotinoide sind in der Lage zellschädigende Substanzen abzufangen, ohne dabei selbst zerstört zu werden. In neuerer Zeit wird dem Carotinoid Lutein besondere Aufmerksamkeit gewidmet, da die antioxidative Kapazität etwa um 70 % stärker ist als die des beta-Carotins.
ß-Carotin lagert sich v.a. in der äußeren Hautschicht ab. Dadurch wird zellschädigende UV-Strahlung absorbiert und der Lichtschutz um den Faktor 3 erhöht.
ß-Carotin fördert auch das Wachstum von Abwehrzellen und steigert ihre Aktivität.

Vorkommen: V.a. in Gemüse, z.B. in Karotten, Paprika, Tomaten, Spinat usw. Als besonders carotinoidreich gilt die mexikanische Alge Spirulina. Erhitzen zerstört die zahlreichen Carotinoide im Gemüse, daher gilt rohes Gemüse als ein besonderer Krebsschutz.
Beste Quellen sind gelbe und orangene Früchte, Möhren und Feldsalat.

Tagesbedarf:
Zur Erzielung eines effektiven Sonnenschutzes sollten täglich 30 mg ß-Carotin eingenommen werden, allerdings schon Wochen vor dem Sonnenurlaub. Bei Mengen um 25 mg pro Tag tritt eine Hautbräunung ein. Die Aufnahme wird bei fetthaltigen Lebensmitteln erhöht. Bei optimaler Aufnahme wird aus 6 mg ß-Carotin etwa 1 mg Vitamin A gebildet. Dies entspricht in etwa dem Tagesbedarf an Vitamin A.

Carnitin (früher als Vitamin T bezeichnet):
Das Carnitin, nicht zu verwechseln mit den Carotinoiden, wurde früher als Vitamin T bezeichnet und hat vielfältige Funktionen.
Vor allem wird es als Transport-Molekül für den Abbau der Fette im Körper benötigt. Es ist daher Bestandteil zahlreicher Schlankheitspräparate. Es fördert jedoch auch den Abtransport giftiger Stoffe aus den Mitochondrien, den Kraftwerken der Zellen.
Carnitin stärkt die Herz- und Skelettmuskulatur. Schwerste Carnitinmängel führen zu Herzverfettung und anderen Herzerkrankungen, da der Fettabbau verhindert wird. Bei Zuckerkrankheit lassen sich ebenfalls erniedrigte Carnitinspiegel feststellen.
Eine Nahrungsergänzung mit Carnitin reduziert nachweislich das Herzinfarktrisiko. Der Herzmuskel wird signifikant durch tägliche Carnitingaben gestärkt.

Der menschliche Organismus enthält ca. 20 g Carnitin. Dieser hohe Vorrat zeigt die Wichtigkeit des Carnitins (Zum Vergleich Vitamin C-Vorrat: 1,5 g). Auf Muskel, Herz, Leber und Niere entfallen 99,5 % des Carnitins.
Die tägliche Aufnahme beträgt 10-70 mg. Als Nahrungsergänzung werden täglich 200-1000 mg gegeben. Nebenwirkungen sind bei diesen Dosismengen nicht bekannt.